Haus beim oberen Turm im östlichen Dorfteil von Mund


Eigentümer:
Stiftung Pro Safrandorf 1. Wohngeschoss
Stefan Pfaffen 2. Wohngeschoss


Dieser grosse, gestufte Gebäudekomplex, der sich durch sein Mauerwerk vom Gesamtbild des Dorfes abhebt, ist von überdurchschnittlichem Wert. Nach Kunsthistoriker Walter Ruppen stammt der steinerne Unterbau, auf dem der 1852 aufgerichtete Holzbau steht, aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Auf diese Zeit weisen die Kellermauern mit ihren Bögen hin.

Der östliche Mauerteil, der eigentliche Turm, entstand wesentlich früher. Er dürfte geschichtlich vermutlich einen Zusammenhang haben mit dem etwas südlich gelegenen Steinspeicher von 1395, ein Datum, das die dendrochronologische Untersuchung des Büros für Archäologie der Stadt Zürich ergab. Der turmartige Bau östlich des Holzteiles könnte wohl in die Zeit zurückgehen, als Adelsgeschlechter über Mund die Herrschaft ausübten (13.-14. Jahrhundert). Es ist allbekannt, dass diese Herrschaftsgeschlechter in turm- oder burgartigen Gebäuden wohnten, um so ihre Macht zu demonstrieren. (Leider haben André Donnet und Louis Blondel in ihrem Buch "Burgen und Schlösser im Wallis" von 1963 die zwei Türme von Mund nicht beschrieben.)


Dass auch in Mund adelige Geschlechter ihre Herrschaft ausübten, beweist die nachfolgende Kurzgeschichte über Mund:
Eine Familie nannte sich in Mund nach ihrem Wohnort von Mund; sie hatte die Herr-schaft über Mund und Finnen inne. Peter von Mund ist 1299 beurkundet; Junker Jo-hann von Mund, Kastlan von Niedergesteln 1342, war verheiratet mit Isabella de Saxo von Weingarten, von deren Tochter die Herrschaft an die Familie von Raron und dann durch die Erbtochter Katharina an die von Ornavasso von Naters überging. Von Letz-terer übernahm 1425 die Gemeinde Mund die Dienstansprüche der Familie auf Finnen. Am 21. März 1427 kauften die Leute der vier Dörfer Finnen, Mund, Bodmen und Auf dem Biel alle Herrschaftsrechte dem Herrn von Raron ab. (Walliser Wappenbuch von 1946, S. 178; Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, 1929, Bd. V, S. 207).

Inschriften im 1. Wohngeschoss
Binne Süd: IM NAMEN JESUS MARIA UND JOSEPF FANGEN ICH AN ZU BAUWEN / AUF GOTT UND MUTTER MARIA SETZE ICH MEIN VERTRAUEN - DISES HAUS HAT LASEN BAUEN MARIA JOSEFA ANDERES [= Andres, Witwe des Johann Josef Zenklusen] SAMT IHREN KINDER(n) IA Z K FZK P ZK HIZK MZ MK ZK AM ZK [= Josef Anton, Franz, Peter, Hans Josef, Maria, Maria Katharina, Annemarie; geboren zwischen 1833 und 1851(?); ZK = Zenklusen]
Binne Nord: 1852. Diese Jahreszahl befindet sich auch auf der westlichen Giebelseite.
Ofen:
Im Wappenschild stehen zwischen den Initialen "G" und "M" drei Sterne, darunter die Jahreszahlen 1658 und 1829. Mögliche Deutung: G = Gemeinde (oder Gumperschaft), M = Mund, also Gemeinde (oder Gumperschaft) Mund. Die drei Sterne könnten die alten drei Gemeinwesen: das Dorf (= Wyler), Auf dem Biel und Bodmen bedeuten.


Bericht von Jossen E./ Heldner P.