Zehnten- oder Bischofsstadel (1437)

Mit dem Zehntenstadel verfügt Mund nach Aussagen von Fachleuten über eine der ältesten Holzbauten im Kanton Wallis. Von seiner Funktion her war der Zehnten- oder Bischofsstadel in Mund der Ort, wo Bauern früher die Naturalabgaben (z.B. Zehntkorn) an die Obrigkeit zu entrichten hatten. Die dendrochronologischen Untersuchungen am Holzwerk des Zehntenstadels brachten zum einen die Gewissheit, dass das Gebäude baulich eine Einheit darstellt. Zum andern erbrachte die Auswertung der Hölzer eine zweifelsfreie Datierung des Fälldatums Herbst/Winter 1436 n. Chr. So darf nach mittelalterlicher Bautradition und aus Erfahrungen das auf das Fälldatum folgende Jahr, hier also 1437, als Baujahr des Zehntenstadels angesehen werden.

Damit reiht sich der Zehntenstadel in Mund von der Konstruktionsart und dem Alter her in die Zahl der Heidenhäuser ein, deren Bestand im 15. Jahrhundert in seiner Gegend dominierte. Was den Zehntenstadel von Mund gegenüber allen anderen Nutz- und Wohnbauten in dieser Konstruktionsart (Heidenhaustyp) auszeichnet, ist der Hohe Grad an originaler Bausubstanz. Der Kanton Wallis hat aus diesem Grund das Gebäude im Jahre 2001 als Objekt von regionaler Bedeutung eingestuft. Die meisten Konstruktionsmerkmale der Heidenhäuser finden wir auch beim Zehntenstadel. Typisch sind die giebelseitigen Abroste (parallel zur Dachschräge laufende Kanthölzer), welche im Giebelständer (Mantelstud) ein genutet sind. Der Mantelstud zeigt an der Ostseite ein eingeschnitztes Malteserkreuz. Einkerbungen dieser Art waren meist zum Schutz vor bösen Geistern gedacht und sollten Unheil abwehren. Die beidseits des Mantelstuds angebrachten schrägen „Spillen“ verhindern das seitliche Auskippen der Kantholzwand. Weitere Merkmale sind der niedere Vorschutz und der traufseitige Eingang sowie die unregelmässigen Balkenvorstösse. Mit grossem Verhandlungsgeschick hat die Gemeinde Mund, unter Mitwirkung des Kulturvereins und der Stiftung Pro Safrandorf Mund in den 90-ziger Jahren die verschiedenen Eigentumsanteile erwerben können und diese in einem Schenkungsakt der Stiftung anlässlich der Gründung übertragen.

Der Wert des Gebäudes liegt heute weniger in seiner Funktion für das Ortsbild von Mund als vielmehr in seiner bau- und kulturhistorischen Qualität, der eindeutig überlokale Bedeutung zukommt. Der Zehntenstadel könnte – ähnlich dem Safran – zu einer Art Wahrzeichen des Dorfes werden. Das alte Gebäude hebt sich als Monument einer früheren Epoche wie ein freistehendes Denkmal von der Umgebung ab. Sein Standort am Dorfeingang macht den Stadel auch zum idealen Ausgangspunkt für eine weitere Erkundung kulturhistorisch interessanter Gebäude von Mund.

Ein Museum im Museum
1. Safranmuseum der Schweiz


Der Zehntenstadel, in seinem Ursprung auch im Bereich des Ackerbaus genutzt, kann als ideales Verbindungsglied zwischen den nahegelegen Safrankulturen auf der „Chummegga“ und dem Dorf betrachtet werden. Die Stiftung ProSafrandorf Mund als Eigentümerin beabsichtigt nun dieses historische Gebäude nach seiner Restaurierung als Museum zu nutzen. In seinen Räumen soll das erste Safranmuseum der Schweiz entstehen. Besucher können bereits im Frühling und währen den Sommermonaten, in einer Zeit, in der auf den Feldern wenig von der Safranpflanze zu sehen ist, die Geschichte des Safrans in dieser Ausstellung erfahren. So wird das Museumsstück der Zehntenstadel, zum Museum.



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